EVE passt auf ...
"Ich habe große Achtung vor der Menschenkenntnis meines Hundes, er ist schneller und gründlicher als ich."
Fürst Bismarck
3. Juli 2015
"Je schöner und voller die Erinnerung,
desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung
in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel,
sondern wie ein kostbares Geschenk in sich."
(Dietrich Bonhoeffer)
Unsere Eve haben wir vor einigen Jahren als Gesellschafterin für den mittlerweile verstorbenen Tubsi geholt. Sie ist eine reinrassige Kaukische Owtscharka, stammt ursprünglich von einer seriösen Züchterin und ist damit der Beweis, dass auch "gewollte" Hunde im Abseits landen können. Angeblich wurde Eve von ihrem Besitzer einmal geliebt und auch überall hin mitgenommen. Wie die freundliche Hündin dann zu einem dubiosen Zwischenhändler auf einen Schrottplatz kam, wegen ungenügender Angriffslust aber dort wieder aussortiert und schließlich - zum Glück - von einem Tierschutzverein aufgenommen wurde, können wir als Hundeliebhaber irgendwie nicht nachvollziehen.
Dennoch - Eve hat uns zeitweilig in Chaos gestürzt, sie hat unser Leben auf den Kopf gestellt und den Vorsatz alle Tiere bis zu ihrem Lebensende zu behalten, sogar über jede Grenze hinaus strapaziert. Als sie bei uns ankam, hat sie alle vorhandenen Tiere inklusive der Katzen freundich begrüsst. Das war ein toller Anfang aber sollte leider nicht so bleiben. Eve dachte gar nicht daran, nur ein "Zweithund" zu sein. Wie eine pubertierende Göre nahm sie alles Vorhandene in Beschlag und fing auch sofort an es zu verteidigen. So kam der arme Tubsi auf fünf Meter nicht mehr ans Haus heran, die Katzen wurden überall gnadenlos gejagt, die zweite Hündin auf dem Grundstück ordentlich mit den Zähnen "untergeordnet". Wir hatten keine Ahnung wie wir damit umgehen sollten, denn uns gegenüber war Eve ausgesprochen lieb, verschmust, gehorsam und anhänglich. Irgendwann waren alle Menschen um Eve herum zerstritten und enttäuscht, keine Besserung in Sicht und wir begannen mit der Suche nach einem passenderen Zuhause für sie als Einzelhund bei erfahrenen Leuten. Dadurch durften wir dann auch die Abgründe der Tiervermittlung einmal am eigenen Leibe erfahren. Von privaten Schafzüchtern auf der Suche nach einem wetterfesten Wachhund über alleinstehende Alkoholiker im betreuten Wohnen bis hin zu völlig unerfahrenen obgleich sehr netten Hundehaltern auf Zweithundsuche war wirklich alles dabei. Der Versuch, unsere Eve einem herdenschutzhunderfahrenen sehr sympathischen Päarchen zu vermitteln endete mit einem Telefonanruf am nächsten Morgen um halb sieben. Eve hatte das neue Herrchen gestellt, bedroht und saß seit vier Uhr morgens "sicherheitsverwahrt" im Kofferraum seines Kombis. Um sieben Uhr dreißig war sie wieder bei uns und wir haben sie nie wieder weggegeben.
Eve war der Grund, aus dem wir uns mit Herdenschutzhunden beschäftigt haben, Seminare besucht, Fachliteratur gelesen und den Hof gekauft haben. Heute können wir über sie nur Positives berichten und sie hat auf dem Hof ihren Job und damit auch ihren Seelenfrieden gefunden. Sie ist ausgeglichen im vertrauten Umfeld und innerhalb bekannter Routinen. Ihre beste Eigenschaft ist zugleich die tägliche Herausforderung im Umgang: Sie passt auf Alles auf und klärt Angelegenheiten sofort wenn sie Regelungsbedarf sieht. Den letzten Knochen auf dieser Welt wird ihr niemand wegnehmen - zumindest kein anderer Hund. Mittlerweile sind wir überein gekommen, dass Eve uns im Regelfall genug Zeit gibt Dinge selbst zu klären, bevor sie es tut. Unsere Hoftiere stehen alle unter ihrem bedingungslosen Schutz und werden von ihr zu ruhigem Verhalten diszipliniert. Fremden Menschen gegenüber ist sie gar nicht besonders mißtrauisch aber mit neuen Situationen kommt sie nur langsam klar. Eve schmust sehr gerne und hat immer "die Ruhe weg". Wenn jedoch ihr Schutztrieb ausgelöst wird, ist sie schnell wie der Wind und dabei leise wie eine Katze. Man darf nicht unterschätzen, dass Eve jederzeit bereit sein würde ihr Leben für "die Sache" einzusetzen. Wir finden es gut, dass sie alles im Blick hat weil wir uns auf ihren Wachdienst und ihre Aufmerksamkeit immer verlassen können.
Wer sich einen Herdenschutzhund anschafft, sollte mit überheblichen und eigenwilligen Hunden klarkommen. Ein Owtscharka braucht dich garantiert nur zum Dosenöffnen.
"Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen."
Friedrich der Große