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Menschen ticken halt so -

Gedanken zur Anders-Artigkeit

 

Heute ist ein dunkler Tag.
Du bist so unglaublich nett zu mir.
Das weiß ich und kann es ja doch nicht ändern.
Ich habe versucht mich zu erklären
aber du schaust mich nur verliebt an
und siehst einen kleinen Engel in mir -
so unschuldig und süß.

Gestern war ich mal unsicher
und du hast dich sicher noch drüber gefreut
mal meine schüchterne Seite zu sehen.
Ich kann schon verstehen dass du jetzt verwirrt bist
und darum beneide ich dich bestimmt nicht.
Ich bin halt ein bißchen was von allem
und das richtig schön durcheinander.


Nimm mich doch einfach so wie ich bin.
Dafür musst du allerdings ziemlich stark sein.
Ich kann dir versichern wenn ich dich nervös mache
und es manchmal auch zu weit treibe:
Morgen bin ich wieder vollkommen anders
und heute bedeutet gar nichts mehr.


Und wenn du mal denkst du hast mich begriffen
dann ändere ich mich gerade mal wieder.
Ich finde cool wie du bist und was du so machst
aber bitte versuche nicht mich zu „retten“.

Ich bin deine Aufgabe
Dein bester Freund
Dein Schützling
Dein Retter
Dein Spiegel
Dein Vertrauter

Und ich fühle mich niemals schlecht dabei.

Bin dein Inferno und
dein Traum

Ich bin nichts weniger als das alles zusammen und
eigentlich willst du mich doch gar nicht anders haben.

Ich bin deine Freude
Dein Leid
Dein gefallener Engel
Und wenn du mal verletzt bist
und wenn du leidest
dann werde ich dich retten.

Ich war total weggetreten
und wurde wiederbelebt
und fühle jetzt wie das Leben mich durchströmt.
Du wolltest es nicht anders. Und ich auch nicht.

(frei formuliert nach Meredith Brooks "Bitch")


Ich bin ein stolzer, intelligenter und mutiger Hund mittleren Alters der schon viel rumgekommen ist. Nachdem ich bereits dachte in Deutschland endlich meine große Liebe gefunden zu haben, wurde ich nach einigen Wochen zu der Familie gebracht bei der ich heute wohne. Was ich dort vorgefunden habe will ich euch heute erzählen.

Nach kurzer Orientierungszeit in diesen vier Wänden musste ich mit Erschrecken feststellen, dass es sich bei dem „trauten Heim“ um eine einzige große Sicherheitslücke handelt. Keine Gitterstäbe an Fenster und Türen, keine stabilen Betonwände, keine Wärter im Gang und mit zwei alten Katzen neben dem Herd kann man ganz sicher keinen Eindringling in die Flucht schlagen. Mir wurde schlagartig klar, dass diese Familie ein gravierendes Sicherheitsproblem hatte und meine Aufgabe nun darin liegen würde diese Lücke zu schließen.

Uff, so eine große Wohnung mit der liebevoll gestalteten Einrichtung, den beiden wehrlosen Stubentigern, dem leckeren Futter, den diversen Schlafplätzen – so einen Auftrag hatte ich noch nie allein bewältigen müssen. Wagemutig und furchtlos wollte ich mich dennoch ins Abenteuer stürzen denn meine neuen Menschen hatte ich sofort lieb gewonnen. Sie kümmerten sich sehr gut um mich und hatten mich für diesen Job richtig schick herausgeputzt. Jetzt war es an der Zeit sich dafür erkenntlich zu zeigen. Mein Nachtlager hatte ich mittlerweile im Durchgang zur Küche aufgeschlagen, der Boden war zwar ziemlich hart aber ich hatte zumindest die Haustür im Blick und ein Ohr auf die hinteren Wohnräume gerichtet. Selbstverständlich fanden sich bald die ersten Dinge die ich aus Sicherheitsgründen dringend ändern wollte. Während mein Herrchen relativ leicht im Blick zu behalten war, trieb mich Frauchens Verhalten in den absoluten Wahnsinn. An fünf von sieben Arbeitstagen verließ sie das Haus für mehrere Stunden und kam erst zur Dunkelheit zurück. Ihr war natürlich absolut klar, dass ein zuverlässiger Personenschutz so nicht funktionieren kann und so schlich sie jeden Morgen leise an mir vorbei und flüsterte mir beschwichtigend zu, dass sie bald zurückkommen und der Abschied ihr ja auch immer schwerfallen würde. Weil ich sie bereits liebgewonnen habe und sie auf keinen Fall wieder verlieren darf, hatte ich auch schon mal versucht sie festzuhalten aber sie wollte einfach nicht auf mein mahnendes Knurren hören. Wenn sie zurückkehrte, strafte ich sie mit einem bösen Blick und sofort wurde sie unsicher und hatte auch ein schlechtes Gewissen. Leider habe ich überhaupt nicht das Gefühl, dass sie daraus irgendetwas lernt. Sie ist generell sehr unvorsichtig und hat auch schon fremde Menschen ins Haus gelassen die ich gar nicht kannte.

Nachdem wir ein ganz tolles Wochenende mit ausgiebigen Spaziergängen verbracht und alle viel Spaß miteinander hatten war ich am Sonntagabend total erledigt. Mit letzter Kraft habe ich mich in die Küche zum Wachdienst geschleppt obwohl mir ein weiches Bett viel lieber gewesen wäre. Gerade hatte ich also mein schutzbefohlenes Rudel sicher wieder im Haus eingesperrt und schloss müde die Augen da läuft mein verwirrtes Frauchen doch ständig an meiner Nase vorbei durch den Flur in Richtung Haustür und zurück. Da ist mir aber echt der Kragen geplatzt und ich hab sie mal richtig grob am Bein festgehalten um dieses Hin und Her zu beenden. Sie hat einen riesigen Schreck bekommen und ist stocksteif stehengeblieben. Das war also endlich mal geklärt mit ihr. Über den weiteren Verlauf war ich allerdings überhaupt nicht glücklich denn insbesondere mein Herrchen schien alles andere als erfreut über diese Disziplinierungsmaßnahme zu sein. Plötzlich sind beide gegangen und ich blieb mit dieser Unsicherheit allein zurück.

Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass wir sowohl ein fachliches als auch ein Kommunikationsproblem miteinander haben. Ich denke die ganze Zeit an Sicherheitsmängel und reagiere panikartig, wenn mich im Schlaf jemand anfasst, weil ich fürchte, dass uns allen ein Eindringling an die Kehle will. Meine Menschenfamilie hat offensichtlich überhaupt keinen Sinn für die Gefahren die dort draußen auf uns lauern. Sie rennen völlig unbekümmert hinaus in die Welt und lassen sogar noch fremde Personen hier ins Haus. Also entweder die beiden denken mal intensiv über ihr risikobehaftetes Fehlverhalten nach oder ich muss meine Betreuungsintensität deutlich zurückfahren. So machen meine Nerven das auf Dauer nicht mit und zur Zeit stellen sich gerade die beiden Menschen die ich am meisten auf dieser Welt liebe in puncto „Sicherheit“ total stur. Ich liebe die beiden doch und hoffe, dass sie Verständnis für meine Sorgen haben.